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Veröffentlicht von info@politogo.de in Politik · 17 März 2020
Tags: CoronaCovid19PandemieVirus
Wir leben in Zeiten, in denen bislang wichtige Dinge auf einen Schlag völlig unwichtig werden. Fußballspiele zum Beispiel. Oder Autobahnen ohne Tempolimit. Umgekehrt bekommt manches eine Wertigkeit, die vor wenigen Tagen noch unvorstellbar war. Für mich ist dies mein Taschenrechner. Marke „Sigma“, Model „DDC 200“. Aufgrund seines Alters inzwischen schmutziggrau. Mit einem kleinen Solarpanel, womit er auch ohne Batterien arbeitet. Wurzelbrecher, habe ich ihn getauft. Den gestrigen Abend (Montag, den 16. März 2020) habe ich mit ihm verbracht. Warum? Weil ich wissen wollte, ob und wie wir diese Corona-Krise überstehen. Ob Talkshows, Pandemie-Pläne und Einschränk-Appelle reichen, das Virus und seine Folgen noch in den Griff zu bekommen?

Zuletzt hatte ich daran immer mehr Zweifel, ob Verantwortliche und wir alle genügend tun, um die Ketten, die Corona um uns wickelt, zu durchtrennen. Etwa, als am Montag vergangener Woche (9. März) der VfB in Stuttgart vor 50.000 Zuschauern gegen Bielefeld kickte. Während der grüne Sozialminister Manne Lucha zeitgleich ein Veranstaltungsverbot mit mehr als 1000 Teilnehmern ankündigte - was bei zulässigen Versammlungen bis zu 999 Menschen einem Infektionsrisiko aussetzt. Oder als am Freitag die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) nach quälend langen Beratungen verkündete, Schulen und Kitas im Südwesten zu schließen – Lehrer und Schüler aber noch am Montag in die Schulen zitierte, um „einen geordneten Übergang in die unterrichtsfreie Zeit zu gewährleisten“. „Angesichts der Shutdowns in anderen Ländern eine geradezu anachronistische Position. Denn zwei, drei Tage sind in Zeiten von viralen Pandemien eine Ewigkeit“, meinte der „Spiegel“ dazu.

Also habe ich meinen Taschenrechner mit Zahlen gefüttert: Mit 83 Millionen Einwohnern in Deutschland, von denen das Corona-Virus laut Charité-Virologe Christian Drosten bis zu 70 Prozent befallen wird. Weil es sich bereits bei uns ausbreitet. „58,1 Millionen“, quantifiziert Wurzelbrecher die Zahl der Angesteckten. Ich frage ihn, wie viele davon so krank werden, dass sie ins Krankenhaus müssen (laut Experten rund 14 Prozent aller Infizierten). „9,3 Millionen“, antwortet der Graue ohne zu zögern. Ok, das ist angesichts von deutschlandweit rund 500.000 Krankenhausbetten beeindruckend. Wie viele der Corona-Befallenen müssen intensivmedizinisch betreut werden, will ich anschließend wissen. Laut Experten sind es etwa 6 Prozent der Infizierten: „3,5 Millionen“, verrät mir der Rechner – was erste Schweißperlen auf die Stirn zaubert. Weil wir nur 28.000 Intensivbetten in Deutschland haben, von denen mehr als die Hälfte bereits durch „normale“ Intensivpatienten belegt sind.

Den Magen verdreht es mir endgültig, als der Graue verrät, wie viele an Corona hier wohl sterben werden: „406.700 Menschen“, verkündet Wurzelbrecher emotionslos. Und das ist noch die günstigste Annahme, die auf einer Mortalitätsrate von 0,7 Prozent basiert. Also davon ausgeht, dass das Gesundheitssystem nicht implodiert. „Influenza ist viel schlimmer, sie hat bereits mehr als 200 Tote in diesem Winter gefordert “, hieß es anfangs, als die Corona-Epidemie begann. Inzwischen ist das Virus pandemisch, das ohne Impfstoff und wirksame Medikamente weltweit mindestens rund 50 Millionen Tote fordern wird. Auch das hat mir Wurzelbrecher vorgerechnet.

Mein Taschenrechner hat nicht nur Zahlen ausgespuckt. Er hat auch gesagt, dass wir in Deutschland den totalen Shutdown brauchen, um das Virus noch einigermaßen in den Griff zu bekommen! Mit einer absoluten Ausgangssperre wie in Italien und Frankreich. Sofort, ohne weitere Verzögerungen. Um die Corona-Krise abzumildern, weil wir sie nicht mehr aufhalten können. Um nicht noch mehr Tote beklagen zu müssen, die Schwerkranken angemessen behandeln und die gesamte Bevölkerung noch mit allem Lebensnotwendigem versorgen zu können.

Wer dies für überzogen hält, sollte diese US-Studie zur Verbreitungsgeschwindigkeit des Virus lesen.
Die deutsche Übersetzung gibt es hier.
Zeit zum Lesen gibt es in der häuslichen Isolation genug.



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